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HARMONIELEHRE

ROCK & HEAVY METAL

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Die Akkordsymbolik der Popularmusik ist absolut. Das heißt, es wird nur das „Wesen“ des Akkords abgebildet
(Dur oder Moll ...), aber keine Aussage über dessen Funktion getroffen. Das kann erst im Zusammenhang der
Akkordfolge geschehen.

AKKORDSYMBOLIK - AKKORDBEZEICHNUNGEN

Intervalle in der ersten Oktave, (Zahlen 1 bis 8.) sind fundamentale Akkordtöne - Grundton, Terz, Quinte und
Septime. Eine Veränderung eines dieser Töne heißt eine Veränderung der Akkordstruktur, der Akkordfunktion.

Intervalle der zweiten Oktave (Zahlen 9, 11, 13,) werden Koloraturen, Optionstöne, Klangfarben oder im
Jazz “tension notes” genannt. Sie verändern die Funktion des Akkords nicht, sie färben den Klang.
                                                                                                                                                          Siehe Seite 80.

Bei der Schreibweise der Akkordsymbole für die Rock/Popmusik empfiehlt es sich folgende Konventionen einzuhalten: Durakkorde mit einem Großbuchstaben z.B. "C" für C-Dur und Mollakkorde mit Großbuchstaben
und einen kleinen "m" nachstehend zu bezeichnen z.B. "Cm".
Die klassische Schreibweise ist ein Kleinbuchstabe für Moll - das hat sich nicht bewährt, und ist im Popularbereich
unüblich.

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AKKORDSKALENTHEORIE

Die Fusion von diatonischen Akkorden / Stufenakkorden und den Kirchentonleitern ergibt das
"Jazz-System", die Akkordskalentheorie.
Sie verbindet Tonleitern und Akkorde für die praktische Spielweise und Analyse der Harmonik der Songs.

Beispiel: D-Moll Dorisch (II. Stufe der Tonart C-Dur):

Für jeden Akkord der C-Dur-Stufenleiter werden alle Töne der Tonleiter in Terzen übereinander, über zwei
Oktaven, gestapelt (siehe Seite 40, 76).
Daraus ergibt sich ein siebentöniger Akkord und die dazugehörige siebentönige Skala.

Wenn also in einer C-Dur-Akkordfolge z.B. ein einfacher "Dm" steht, gehören die “7”, “9", "11" oder "13"
als "Dorische" Klangfarben dazu. Was damit genau gemeint ist, steht auf Seite 316 „Alterierte Akkorde“.

Die drei möglichen Zusatztöne ändern den Akkord nicht, sondern färben den Klang und werden
Koloraturen, Klangfarben, Optionstöne oder “Tensions” (engl.) genannt.

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Playback_Seite-077_Dm-Em

Ein Jazzer kennt alle Klangfarben jeder Stufe auswendig und kann sie improvisiert einsetzten im Solospiel
und bei der Begleitung!                                                                  Siehe Seite 316 „Alterierte Akkorde im Jazz.

Im Rock-/Pop-Bereich haben wir dafür etwas mehr Zeit. Aus einer Akkordfolge in der Tonart C-Dur, kann ich
diese (oder andere) Klangfarben improvisieren, erweitern:

Die zweite Möglichkeit die Klangfarben zu varieren ist bei einem „Solo“. Theoretisch sind mehrere Tonleitern
für jeden einzelnen Akkord eines Songs möglich. Ich kann, z.B. bei einem D-Mollakkord, die D-Moll
Natürliche Skala (Äolisch), die D-Moll Dorische Skala oder auch die D-Moll Phrygische Skala versuchen.

Dadurch kann ich verschiedene Klangfarben über eine Kirchentonleiter variieren:

Versuche eine Improvisation über nachfolgende Akkordfolge zuerst über Dm mit der D-Moll Dorischen
Skala und der E-Moll Phrygischen Skala über Em. Beide Tonleitern sind gleich = C-Dur.

Das ist ein harmonisches Konzept, eine Sichtweise des Jazz, für jeden Akkord eine eigene Skala zu finden.
Dadurch sind mehrere Skalen für jeden Akkord möglich und ich kann den Klang durch eine Tonleiter
variieren.

Ein weiteres Konzept nennt man „Modal“ (siehe Seite 239), wenn, wie oben, die Akkordfolge zwar aus C-Dur
entnommen ist, aber die Tonika (tonales Zentrum) nicht der C-Durakkord ist, sondern Dm!
Dabei werden Akkorde und Skalen als eigenständige Klangebenen betrachtet.
                                                                                                     
Mehr zur Modalität auf Seite 239, 287, 393, 490.

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04_Akkordskalentheorie_Jazz-Kadenz
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DIE POP / ROCK / JAZZ - KADENZEN

Als Zusammenfassung stehen hier die wichtigsten Kadenzen. Diese Akkordfolgen sind das Fundament vieler
Hits und der Garant für eine hohe Wiedererkennung.

1) Klassische Kadenz:   I
j7   IVj7   V7   IVj7      oder    Ij7   V7   IVj7   V7

     Die klassische Kadenz ist das Fundament und Ausgangspunkt der Funktionsharmonik.
         „La Bamba - Ritchie Valens“; „Guantanamera - Trad.“; „Hang On Sloopy - The McCoys“;
         „Wild Thing - The Troggs“; „Sweets For My Sweet - The Searchers“; „Baby Come Back - The Equals“;
         „Everything I Do - Bryan Adams“; „First Cut Is The Deepest - Rod Stewart“; „The Rose - Bette Midler“;
 
     Games People Play - Inner Circle“; „All Out Of Love - Air Supply“; ...

2) Pop - Kadenz #1:     Ij7    V7    VIm     IVj7

     Hier eine absolute Hit-Kadenz:
        „No Woman No Cry - Bob Marley“; „Let It Be - Beatles“; „Can You Feel The Love Tonight - Elton John“;
        „Down Under - Men At Work“; „Wherever You Will Go - The Calling“; „You’re Beautiful - James Blunt“;
        „Here Without You - 3 Doors Down“; „Under The Bridge - Red Hot Chili Peppers“;
        „Forever Young - Alphaville“; „With or Without You - U2“; „We Didn‘t Start The Fire - Billy Joel“; ...

3) Pop - Kadenz #2:     Ij7    VIm    IVj7    V7      -      Ij7   VIm   V7    IVj7

     Die häufigste Kadenz im Pop ist vielleicht diese Akkordfolge:
        „Stand By Me - Ben E. King“; „Let‘s Twist Again - Chubby Checker“; „Every Breath You Take - Police“;
        „Eternal Flame - Bangles“; „Schifoarn - Ambros“; „YMCA - Village People“; „Girl on Fire - Alicia Keys“;
        „Baby - Justin Bieber“; „Again - Lenny Kravitz“; ...

4) Krebsgang Kadenz:   Ij7  V7  Ij7  V7    oder    Ij7  IVj7  Ij7  IVj7    oder    Ij7  V7  Ij7  IVj7  ...

    Hier pendeln die Hauptakkorde der Tonart um die Tonika:
        „American Pie - Don McLean“; „Blowing In The Wind - Bob Dylan“; „Imagine - John Lennon“;
        „Brown Eyed Girl - Van Morrison“; „Candle In The Wind - Elton John“; „Blaze Of Glory - Bon Jovi“;
        „Friday I‘m In Love - The Cure“; „All I Want Is You - U2"; „I‘m A Believer - The Monkees“;
        „In The Summertime - Mungo Jerry“; „One Love - Bob Marley“; „My Heart Will Go On - Celine Dion“;
        „Ironic - Alanis Morissette“; ...

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Häufigste Mollkadenz mit lauter Durakkorden:
   „Zombie - Cranberries“; „Save Tonight - Eagle Eye Cherry“; „Its My Life - Bon Jovi“;
   „Apologize - One Republic“; „Otherside - Red Hot Chili Peppers“;
   „Heart Of Gold - Neil Young“; „Ain‘t Talkin‘ Bout Love - Van Halen“; „Listen To Your Heart - Roxette“; ...

Hier pendeln die Hauptakkorde der Tonart um die Tonika.
   „We Are The Champions - Queen“; „I Shot The Sheriff - Bob Marley“; „Beat It - Michael Jackson“;
   „I Was Made For Loving You - Kiss“; „Lemon Tree - Fool‘s Garden“; „Live Is Life - Opus“;
   „The Boxer - Paul Simon“; „Lady In Black - Nazareth“; ...

Diese Kadenz wird auch Phrygische, oder Andalusische Kadenz genannt:
   „Hit the road Jack - Ray Charles“; All Along The Watchtower - Bob Dylan; ...

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II - V - I Verbindung in Dur

II - V - I Verbindung in Moll

Die Jazz-Kadenz

Im Jazz herrscht die Kadenz als II - V - I Verbindung vor.
Dabei ist die II. Stufe als Substitut (= Vertreter) der Subdominante / IV. Stufe anzusehen.
Die II. Stufe ist als Moll-Parallele mit der Subdominante terzverwandt z.B. F - Dm.
                                                                                     Siehe Seite 52 „Akkordbereiche & Terzverwandtschaften“.

Die Funktion der Kadenz wird durch die Vertretung der Subdominante Fj7 als Mollparallele Dm nicht
beeinträchtigt. Grundsätzlich werden im Jazz vierstimmige Akkorde verwendet. Also Dur- und Mollakkorde
mit Septime und gerne auch weiteren Klangfarben.                          Siehe Seite 316 „Alterierte Akkorde im Jazz“.

Die Funktion der Jazz-Kadenz bleibt auch ohne Auflösung in die Tonika erhalten und kann dadurch sehr
schnell modulieren (Modulation = die Tonart wechseln):

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