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HARMONIELEHRE

ROCK & HEAVY METAL

Kapitel 13) Alterierte Akkorde

Da diese Harmonielehre als Buch erscheinen soll, fehlen hier viele Seiten - sorry:
 

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         Kapitel 12) Vereinfachung der Regeln

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296   Harmonieanpassung an die Rock-Pop-Musik
296   Diatonische Assimilierung
299   Quintverwandtschaften
310   Praktische Anwendung der Akkordklangfarben

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         Kapitel 13) Alterierte Akkorde

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316   Alterierte Akkorde im Jazz

321 Unterschied zwischen Jazz und Rock-Pop-Musik

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Wir haben im voher gehenden Kapitel gesehen, wie man alterierte Akkorde ignoriert. Aber wie ist das jetzt mit
den Alterierten?

   Alterierte Akkorde sind eher selten im Popularbereich. Lass’ uns deshalb zuerst den Jazz betrachten, hier
sind scharfe Klänge gefragt.

Wie wir auf Seite 93 schon gesehen haben, herrscht im Jazz die Kadenz als II. - V. - I. Verbindung vor.
Die Tonart des Beispielstückes aus dem „Realbook“ (=Jazz-Songbook) ist A-Moll
(A-6 ist im Jazz ein Mollakkord mit gr. 6):

ALTERIERTE AKKORDE IM JAZZ

Dur

In Dur entstehen in der Jazz-Kadenz, wenig spannend, keine Alterationen.
Zwar ist die Tonart des “Tune’s” (Synonym für einen Song), in A-Moll, aber die Tonarten modulieren hier sehr
schnell. Die zweite Zeile des Stücks hat die Tonart F-Dur:

   A-7 = Am III.Stufe - D7 =Zwischendominante VI.Stufe - G-7 = Gm II.Stufe - C7 = Dominante - F6 =Tonika.

Moment mal!
Ein Jazzer würde Am - D7 als II. - V. in G-Dur und erst Gm - C7 als II. - V. in F-Dur betrachten.
Sehen wir uns die Akkordfolge in der Praxis mit typischen Klangfarben (engl. “tension notes / tensions”) an:

   II. Stufe Dorisch = Gm 7 9 11 13 - V. Stufe Mixolydisch = C 7 9 11 13 (= F-Dur)

Wie auf Seite 80 “Akkordskalentheorie” beschrieben, sehen wir einen siebentönigen Stufenakkord und deren
Skala (die dazugehörige Kirchentonleiter) als Einheit.
Das heißt: ein Jazzer spielt, bei der Soloimprovisation, über den G-Mollakkord die Dorische und über C7 die
mixolydische Tonleiter. Beide Skalen haben die selben Töne = F-Dur.

Prinzipiell gilt also für jeden Akkord eine eigene, dazu passende Skala.

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Jeder der sieben Modus-Töne repräsentiert den Akkord!

In der Praxis spielt man freilich nicht alle sieben Töne gleichzeitig. Auf der Gitarre meist nur vierstimmige
Griffe. Natürlich mit vielen Klangfarben.

Die unwichtigsten Töne eines Akkords sind der Grundton und die Quinte (außer die Quinte ist alteriert).
Aber - sind das nicht die wichtigsten Töne eines Akkords?

Nicht im Jazz: Grundton und Quinte sind Bestandteil jedes Dur- und Mollakkords und repräsentieren daher
nicht die Funktion - die „Aussage“ (Dur oder Moll; Ruhe oder Spannung) des Akkords.

Die große Terz und kleine Septime hingegen machen aus einem Akkord eine Dominante - Spannung.
Die major 7 einen Ruheakkord und die 9 eine alterierte Dominante in der Mollkadenz
(siehe übernächste Seite).

Diese verschiedenen Griffmuster von Klangfarben und Funktionstönen (Terz + Septime) werden “Voicings”
genannt. Wie sieht sowas aus?

Hier stehen die Grundakkorde für eine II. - V. - I. Verbindung in F-Dur (typische vierstimmige Griffe):

​Solche Voicings werden rhythmisch und harmonisch improvisiert. Ich versuche hier eine halbwegs einfache
Rhythmik und leicht nachvollziehbare Voicings zu verwenden. Wie gesagt, Jazz ist nicht unser Thema ...

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Moll

​Wie bekomme ich solche Voicings?
In dem ihr einen Akkordgriff und die dazugehörige Skala übereinander legt und dann Voicings, Akkordgriffe
ableitet. Z.B. Dominante C7 = C-Mixolydisch (= F-Dur):

Hier alle Akkorde der Tonart A-Moll:

In Moll wird die Jazz-Kadenz aus der Harmonischen Mollskala und für die I. Stufe aus Melodisch Moll
gebildet und hier entstehen Alterationen:

Da in Moll die Tonart aus drei verschiedenen Tonleitern gebildet werden kann
            Natürlich-, Harmonisch-, und Melodisch-Moll,
ergeben sich viele weitere Möglichkeiten um Klangfarben und Tonleitern zu variieren. Genauso, wie es ein
Jazzer mag!

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Wie wir auf Seite 316 „Alterierte Akkorde im Jazz“ gesehen haben, sind die Träger der Funktion eines Akkords
die Terz und die Septime.

Quinte und Grundton sind Bestandteil jedes Akkords und tragen nichts zur Funktion des Akkords bei.


„Guide Tone Lines“ sind, so zu sagen, die Essenz der Akkorde in Hinblick auf Funktion und Stimmführung.

Mit diesen beiden Tönen jedes Akkords, also die Dur- oder Mollterz und die kleine oder major Sieben, ist also
die komplette Funktion des Akkords beschrieben.

Dazu kommt die schrittweise / chromatische Stimmführung dieser Funktionstöne:

Im Rock und Pop werden solche „Lines“ oft ohne Septime gespielt, weil die Rockmusiker ein eher
ambivalentes Verhältnis mit der Septime pflegen:

12_Alterierte Akk_Unterschied
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Unterschied zwischen Jazz und Rock-Pop:

Warum heißt es manchmal 6 und dann wieder 13, es ist doch derselbe Ton?

Bei Tonika und Subdominante (Ruheakkorde) wird traditionell die Wechselfarbe der major 7, die Sexte,
als 6, nicht als 13 bezeichnet. Also nicht als Klangfarbe, sondern als Funktion benannt (fundamentaler
Akkordton).

Da ein Cj7-Akkord jünger ist als ein C6-Akkord, war der fundamentale Klang für eine Tonika und Ruheakkord
die Sexte und wurde auch so bezeichnet = „6".

Später etablierte sich die major 7 als Ruheklang und fortan wurden beide Akkorde als Ruhe verwendet.
Das trifft nicht nur bei Tonika und Subdominante in Dur zu, sondern auch bei der Tonika und Subdominante
in Moll zu (z.B. Am6).

Bei Durakkorden mit kleiner Septime, also bei Dominanten, wird die Sexte nicht als Wechselfarbe verstanden,
sondern als eigenständige Klangfarbe und eben als 13 benannt.

Prinzipiell benutzen alle Popularstilistiken die Akkordskalentheorie.
                                                                                                                              (siehe die vergangenen Seiten und Seite 80).

Ein Jazzmusiker liebt schnelle Tonartwechsel. Deshalb betrachtet er auch eine II. - V. Verbindung als
abgeschlossene Tonart, auch wenn der Zielakkord, die Tonika nicht erreicht wird!

Ein Rock-Musiker versucht anders, alle Akkorde und Sequenzen eines Stücks, in eine Tonart zu integrieren,
um eben nur im „äußersten Notfall“ die Tonart wechseln zu müssen. Dabei sind kleine harmonische Ausnahmen erwünscht.

Ein weiterer Unterschied ist das ästhetische Empfinden der Klangfarben eines Akkords:

Im Jazz liebt man scharfe Koloraturen wie 9, #9, #11, b13.

Rock- Popmusiker hingegen lieben Quartklänge wie sus2, sus4 und die große None.
Akzeptiert werden die major 7 und die Sexte.
Eine Abneigung herrscht gegen die b9.
Statt dessen werden gerne „Verminderte“ (oder „Übermäßige“) eingesetzt.
Aber immer nur in „kleiner Dosierung“ ...

Popularmusik muss wohl Tonal und Diatonisch klingen.
Aber es sollten kleine „Besonderheiten“ eingebaut werden, damit es interessant bleibt.


Beispiele kleiner diatonischer Besonderheiten:

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