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HARMONIELEHRE
ROCK & HEAVY METAL
Kapitel 10) Neue Tonalitäten
Da diese Harmonielehre als Buch erscheinen soll, fehlen hier viele Seiten - sorry:
Kapitel 8) Modulation & Schlusswendungen
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180 Modulation
183 Schlusswendungen
Kapitel 9) Analyse von Songs
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189 Harmonische Analysen
190 Analyse in Dur
191 Analyse in Moll
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202 Außerhalb des diatonischen Systems
203 Lineare Akkordverbindungen
210 Constant Structure
213 Chromatik
220 Blues
229 Blues-Faktor
239 Modale Tonalität
MODALE TONALITÄT
1) Modalität meint (wie im Mittelalter) den Klang einer Tonleiter als Tonalität.
Modal 1) = der Klang einer Tonleiter als Tonalität.
Der Begriff Modalität ist sehr vieldeutig. Eine Menge Begriffe finden hier Verwendung:
Kirchentonarten - Stufenskalen - funktionsfreie Harmonik.
Modus (lat.)= Art und Weise; Betriebsart; - Mehrzahl Modi.
Begonnen hat alles im frühen Mittelalter (ab 850 nChr.) mit einstimmigen Gregorianischen Chorälen.
Sie kannten noch keine Akkorde, sondern nur den Klang verschiedener Tonleitern - der Kirchentonarten.
Diese gehen eigentlich auf die "alten Griechen" zurück. Erst später überlagerten sich mehrere Stimmen,
und es kristallisierten sich Akkorde heraus.
Die heutigen Kirchentonleitern sind alle von der Durtonleiter abgeleitet.
Dabei gehört z.B. die Dorische Skala untrennbar zu dem Mollakkord der II. Stufe einer Durtonart:
z.B. Dm - II. Stufe in C-Dur und die Skala: D-Moll Dorisch.
Meist werden die Kirchentonleitern als Improvisationsmaterial für einzelne Akkorde verwendet.
Siehe Seite 71 „Kirchentonleitern“, 80 „Akkordskalentheorie“, 316 „Jazz-System“.
In der Klassik wird der Begriff “Modale Tonalität” mit “funktionsfreie Harmonik” umschrieben.
Hier die Auffassung in der Popularmusik:
Wenn keine Akkorde vorhanden sind, wenn sich also der Klang einer Tonleiter entfaltet, nennt man das Modal.
Das ist nicht Funktional und trotzdem sinnvoll.
Seit alters gilt der Grundton einer Tonleiter als Tonika, als Zielton und tonales Zentrum. Grundton ist, bei
modalen Harmonien, aber nicht der Grundton der Durskala (in C-Dur der Akkord C), sondern einer der
anderen Töne der Durtonleiter wird zum tonalen Zentrum, zur Tonika.
Im Heavy Metal gibt es oft “Riffs” oder "Lines", die als Tonalität einen modalen Klang einer Tonleiter haben:
Die Töne des Riffs sind alle der D-Durskala entnommen. Hier wirkt aber als Tonika der Grundton “E”.
Der Ton “E” ist aber nicht der erste Ton der D-Durskala. „E“ ist der zweite Ton in D-Dur.
Die Tonart ist also: zweiter Ton = zweite Stufe von D-Dur = E-Moll Dorisch.
Und wieder ist der Basston „E“ der Grundton und Tonika, aber die Tonleiter ist C-Dur!
„E“ ist der dritte Ton von C-Dur: Also III. Stufe = E- Moll Phrygisch.
Siehe Seite 71 „ Kirchentonarten“.
LÖSUNG
2) Modal ist, wenn "Tonales Zentrum", der Tonikaakkord nicht die I. Stufe der Durskala ist.
Modal 2) = wenn die Tonika nicht der Akkord der I. Stufe der Durtonleiter ist!
Seit Jahrhunderten gilt der Akkord der ersten Stufe der Durtonleiter als tonales Zentrum.
(In C-Dur ist das der C-Durakkord).
In modalen Akkordfolgen wird aber einer der anderen Akkorde einer Durtonleiter zum Harmonieziel,
zur Tonika.
Aber: Zielakkord und tonales Zentrum ist der D-Dur Akkord!
Die passende Tonleiter über alle drei Akkorde und der Gesangsmelodie ist freilich die G-Durskala.
Die Tonart muss also heißen:
D-Dur V. Stufe aus der Tonart G-Dur. Ziemlich sperrig. Deshalb der deutlich kürzere Begriff:
Tonart = D-Mixolydisch.
Die Konstellation „Mollakkord - ein Halbton darüber einen Durakkord“ gibt es nur zwischen III. Stufe
und IV. Stufe einer Tonart.
Wenn also Em, III. Stufe ist, ist der Grundton der Durtonleiter drei Töne zurück von „Em“ zu finden.
Drei Töne zurück: „e“ - „d“ - „c“ = C-Dur.
Die „Lydische Quarte = #11 / Ton b“ bestätigt das: F = IV. Stufe = F-Lydisch.
Die Mutterskala heißt also: C-Dur.
Und die Tonart: Em-Akkord auf der III. Stufe von C-Dur. Oder einfach:
Tonart = E-Moll Phrygisch.
Playback_Seite-244_F-Em-Dm-G
LÖSUNG
3) Quartenharmonik - Quartklänge - Quartcluster
Modal 3) = Quartenharmonik = Tonalität durch Quartklänge
Modal 3) = Bass-Pedal = Orgelpunkt = gleichbleibender Basston über verschiedenen Harmonien.
Als Modal wird auch die Quartenharmonik bezeichnet: Die Klänge sind keine Terzschichtungsakkorde mehr,
sondern bestehen aus Quarten, Quinten und Ganztönen.
Im Rock entstand die Quartenharmonik erstmals aus zweistimmigen Quart-Melodien (=“Double Stops“) in
der Pentatonik, mit einem gleichbleibenden Basston als Fundament:
Diesen Quarten-Riff kann man als Powerchords interpretieren und zur Analyse der Tonart und Tonleiter
nutzen: Tonart = G-Moll Dorisch (= F-Dur).
Die Powerakkorde werden hier als zweistimmige Melodie, als "Doublestops" gesehen, die aus der
G-Moll Pentatonik (eigentlich aus der G-Bluesskala) besteht.
Die zweite Wirkung hier, die als Modal bezeichnet wird, ist der gleichbleibende Basston - bezeichnet als
Bass-Pedal oder Orgelpunkt. Alle Akkorde beziehen sich auf diesen Basston und sind damit Akkorde von „G“!
Sie verliehren dadurch ihre Funktion und gewinnen eine neue Wirkung.
Begonnen hat alles mit pentatonischen Quarten. Rockmusiker erzeugten Riffs mit reinen Quarten aus der
Mollpentatonik und prägten damit die Rockmusik.
Es entstanden modale Quartklänge ohne Funktion und ohne Terzschichtung:
Melodien und Riffs im Quartabstand oder auch Akkorde mit Quartschichtung statt der normmalen
Terzschichtung werden Quartenharmonik genannt.
Akkorde ohne Terz (Powerchords) oder Akkorde mit Quartschichtung (sus2/4, m7/11, 6/9)
verlieren ihre Funktion und erzeugen einen schwebenden Klang und dadurch neue Wirkung.
Also eine neue Tonalität.
Im Rock gibt es viele Beispiele von Quartenharmonik. Oft sind es eben pentatonische Doublestops mit einem
gleichbleibenden Basston:
Der Riff besteht aus pentatonischen Quarten der
G-Moll Pentatonik.
Also eine pentatonische Melodie in Quarten = Quartenharmonik
und ein gleichbleibender Basston als Bezugspunkt, als Tonika.
Auch der Power-Chord mit Grundton und Quinte zählt zur Quartenharmonik:
Die Umkehrung einer reinen Quinte ist die reine Quarte. Durch das fehlen der Terz verlieren die Akkorde
ihre Funktion. Und der Gleichklang der Quarten und Quinten (Constant Structure) erzeugt einen modalen
Charakter.
Beim nächsten Stück trägt außer dem Quarten/Quinten-Klang (=Quartenharmonik) noch der kontinuierliche
Basston „E“ zum modalen Empfinden bei:
Die Tonleiter für dieses Stück ist die E-Phrygische Skala (= C-Dur und ein E-Mollakkord als Tonika).
Hier ist die Tonart ohne die Terzen der Akkorde und ohne der Melodie nicht eindeutig zu klären:
Ist das C-Dur ? C - Dm - Am ?
Oder ist das G-Dur ? C - D - Am ? (also C-Lydisch?)
Playback_Seite-249_So-What_Beispiel
Quartklänge / Quartcluster (Cluster = Tontrauben)
Eine häufig anzutreffende modale Tonart ist Dorisch. Die vierte Molltonart (neben Harmonisch, Melodisch
und Reinem Moll), die ganz eigene Wege einschlägt.
Hier ein typisches Beispiel im Jazz, der noch einen Schritt weiter geht wie die Songs der Vorderseite:
(D-7 = ein D-Moll-Akkord im Jazz)
Hier ist die D-Moll Dorische Skala als Begleitung gemeint, nicht explizit der Dm7-Akkord, sondern
aus der Dorischen Skala - keine Terzschichtungsakkorde sondern Quartschichtung!
Da die Gitarre in Quarten gestimmt ist, sind das Quergriffe innerhalb des Griffschemas der Skala.
Es entsteht ein Klangteppich aus Quartklängen.
Solche Quartklänge werden nicht als eigenständige Akkorde gewertet und sie werden aus der
D-Moll dorischen Skala rhythmisch und harmonisch improvisiert!
Der Klang der Dorischen Tonleiter - Quartenharmonik - Modalität - keine Funktionsharmonik!
Playback_Seite-250_Basston-D
LÖSUNG
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